Von Null bis Hundert ist alles dabei!

Wir sind wieder aus dem OFF zurück!

Aus gegebenen Anlaß das Aufregendste zuerst: Bad news travel fast! Auch uns erreichte zeitnah die Nachricht vom verletzten TourGuide von der MS Bremen Hapag Lloyd nach einem Zusammenstoß mit einem Eisbären! Das Erschreckende für uns war, daß wir einen Tag vorher mit der MS Bremen erst via Funk gequatscht hatten und dann zum Duschen eingeladen und abgeholt worden sind. Wir durften den Saunabereich in Beschlag nehmen und konnten unser Glück (unbegrenzt warmes Wasser/frisches Handtuch/ Bewegungsfreiheit im Bad) kaum fassen! Zusammen mit einer Palette Königs Pilsener wurden wir kurfürstlich wieder zur Cutting Edge verfrachtet inklusive aktuellem Profi-Wetterbericht. Auf diesem Wege danke an Jörn, den Expeditionsleiter. Danach nahm zumindest DIESER Kreuzfahrer natürlich bei uns eine Sonderstellung ein. Insgesamt treiben sich hier oben recht viele dieser Bettenburgen rum, wobei die MS Bremen recht klein ist und das Gebiet ist sehr groß: man geht sich aus dem Weg.

 

Die Eisbärenwache der Bremen machte uns ganz neidisch und wir hätten uns dies an anderen Stellen nachts sehnlichst gewünscht. Daß nicht mehr passiert ist, ist sicherlich diesem Vorgehen zu verdanken. Den Shitstorm im Internet können wir nicht nachvollziehen. Sogenannte Tierfreunde drehen auf Twitter durch! Ich denke, die Touris, die es in diese krasse und unnahbare Region verschlägt, gehören noch zu der besseren Kategorie. Die interessieren sich zumindest für diese Landschaft, welche schon ein gewaltig großes Herz braucht, um gemocht zu werden. Es sei ihnen verziehen, wenn sie dies nicht total bescheuert via Segelboot mit Eisfüßen, Hygiene- und Platzbeschränkung tun wollen, sondern in gepflegter Umgebung. Wir wären auch gerne noch etwas an Bord geblieben! Die Shitstormer fliegen dafür in die DomRep oder auf die Kanaren. Wie simpel: billig (egal wie) und gesellschaftlich akzeptiert, leicht zu konsumieren und an den Umweltkonsequenzen und Nachteilen für die Bevölkerung vor Ort stört sich keine Sau! Die Bären, die wir gesehen haben, sahen sehr gut genährt aus. Sie sind nicht eingeengt oder irgendwie in ihrer Bewegungsfreiheit eingeschränkt. Ganz Spitzbergen ist dem Wohl der Bären verpflichtet. Es gibt dauernd Begegnungen zwischen Mensch und Bär und der große überwiegende Teil davon ist ohne Konsequenzen. Hier regt das niemanden so richtig auf.

 

Und jetzt nochmal schön der Reihenfolge nach:

 

 Den letzten Tag mit unserer scheidenden Crew verbrachten Merle und ich vorwiegend vor der Waschmaschine des Harbour Office. Der Rest der Crew verbrachte den Tag schlauerweise mit einem Ausflug nach Pyramiden, einer weiteren sehenswerten Bergbausiedlung im Nordosten des Isfjord. Dazu mußte man sich schrecklicherweise mit weiteren 100 Touris zusammentun und wurde per Großraumschiff und Max-Speed dahin transportiert… wie gewöhnlich, wie billig, wie unoriginell 😊 Das Straßenbild von Longyearbyen wurde zu dieser Zeit auch von 2000 deutschen Rentnern aufgemischt, welche von „Mein Schiff 5“ ausgespuckt worden waren. Ein echter Spaß! Die Reiseveranstalter sind ja auch zu putzig: Kaum, daß eine Jack Wolfskin Jacke an Land taumelt, steht da auch schon, welch ein glücklicher Zufall, ein Hundeschlittengespann! Direkt neben dem Kai, fotografiergerecht, angemessen erregt und handzahm. Wie in Schottland der Dudelsackspieler neben jeder Reisebusstation nördlich des Caledonian Canals. Es wird ausgiebig geknipst, posiert und ge-selfiet. Dann strömen die Herrschaften Richtung Inner City und werden zum Verkehrshindernis. Zu Hause würden dieselben Leute sich im kollektiven Aufschrei einen, wenn Reisegruppen in Ihrem Arondissement straßenmittig flanierten. Hier besetzen sie bräsig den Mittelstreifen und fordern Wegerecht. Kein Wunder, daß die Einheimischen die Haßkappe bekommen und Busfahrer ein lebensgefährlicher Job wird. So richtig glücklich sind wir mit den Herrschaften auch nicht, welche versuchen uns ins Schiff zu glotzen und uns mit so intelligenten Bemerkungen wie: “Kommen Sie aus Deutschland?“ (die Nationale am Heck hat 2m²) und: “Jetzt wollen wir mal die Achtern-Spring werfen!“ (Bitte was machen???) beglücken…  Aber der Spuck hat dann auch ein Ende, die Herde wird zurück ins Stahlbäuchlein ihrer schwimmenden Bettenbude gescheucht und der Blick zum Horizont wird wieder frei. (An alle Insider: Merle und ich stellen mit Entsetzen fest, daß auf der Außenseite von „Mein Schiff 5“ unter anderem das Wort „Genuß“ steht. Wir kriegen beide zeitgleich das Würgen! Fehlen nur noch Bratkartoffeln.)

 

Dann heißt es wieder scheiden! Pierre und Torsten werden sich noch ein bißchen in Longyearbyen aufhalten und haben sich in einem örtlichen Hotel eingebucht, die Ösis fliegen um Mitternacht nach Hause. Schön wars mit der Truppe! Wir hatten uns gerade so gut eingespielt und wir konnten uns alle soooo gut riechen 😊 Torsten und Pierre sind ja sowieso schon Segler und auch die Ösis (pflegeleicht, teamfähig, anspruchslos und zäh) werden wir ausgesprochen gerne nochmal mitnehmen! Wir versuchen die nächsten Tage, das Erlernte in Sachen Gackerlsackerl und Co noch lebendig zu erhalten.

 

Die nächste Crew sind dann Hannes und Max, sowie Inken und Gerd.

 

Inken und Gerd seglerische Vollprofis, Hannes und Max mehr so im fancy cooking und dekorativen Bereich unterwegs. Schnell wird Max von Inki adoptiert und ihr ganz persönliches Projekt. Dem Jungen wird vom CIDO (Chief Innovation and Digital Officer) Dr. Braunschmidt das Basiswissen eingetrichtert, welches er dann vor versammelter Mannschaft abends vortanzen muß. (Film vom Befestigen der Küchenrolle via erfolglosem dann erfolgreichem Palstek unter dem Gejohle der gesamten Mannschaft bald bei YouTube.) 

 

Samstagmorgen sind alle voller Tatendran und wir verholen nach Norden nach Trygghamna. Gletscher, Regen, kalt, Nebel, alles beim Alten. Keine Belugas, nur ein paar Papageientaucher, aber das reicht auch schon erstmal. Kochen, Komaessen, Knacken. Am nächsten Tag („Morgen“ können wir nicht mehr sagen, denn auch hier zeigt sich sofort die Tendenz, den Tag nach hinten zu verschieben.) starten wir weiter Richtung Norden … und sehen am Strand in ca. 300m Entfernung unseren ersten Eisbären! Eine beeindruckende Muskelmasse, welche nichts, aber auch gar nichts mit „niedlich“ zu tun hat. Der Bär stromert in gleicher Geschwindigkeit parallel zu uns am Strand entlang, wobei er kleine Klippen und Anhöhen mühelos übersteigt. Beeindruckend, gewaltig und selbst aus der Distanz etwas beängstigend. Genauso wollten wir das haben: in sicherer Entfernung ohne Gefahr für Mensch und Tier. Jackpot! Big Five of Spitsbergen: Check!

 

Ein paar Meilen weiter kriegen wir einen Funkspruch rein: „Cutting Edge“ für „Hello Kitty“. Zuerst schnallen wir es gar nicht, bis Kay vermerkt: Das ist Torsten! (Hello Kitty ist ein crewinterner Witz) Der hatte für den Tag eine Touristentour von Longyearbyen nach NyAlesund mit einem Schnellboot gebucht und raste gerade an uns vorbei 😊 Netterweise schien der Skipper ihm die Funke überlassen zu haben. Wir quatschten ein bißchen und gaben ihm noch den Tip mit dem Eisbären, welchen sie aber leider nicht mehr antrafen.

 

Abends erreichen wir Poolepynten und das eigentliche Ziel räkelt sich schon bräsig an Land. Ca. 20 Walrosse im gemütlichen Knäuel. Flugs schmeissen wir das Dinghi ins Wasser und pirschen uns an die Dicken heran. Wir hätten uns gar keine Mühe geben müssen: die sympathischen Schwabbelviecher interessieren sich nicht die Bohne für uns! Wir können bis auf 40 Meter heran, ohne daß auch nur einer sich rührt. Ab uns zu wird mal ein schlaffes Augenlid gehoben und wir werden geringschätzig taxiert, aber das wars auch schon mit der Schreckhaftigkeit. Im Gegenteil: neue Viecher kommen aus dem Wasser und schmeissen sich auf den Speckhaufen wie ins IKEA Bällebad. Der durch den Aufschlag erzeugte Wellenring setzt sich dann wie Wackelpudding bis an den Rand der Gruppe fort 😊. Wir beobachteten außerdem, daß so lange Zähne echt hinderlich sind und insbesondere das „Auf-dem-Bauch-Liegen“ erheblich beeinträchtigen. Also rammt man als Walross seine Zähne in den Sand und riskiert über kurz oder lang eine nicht ganz unerhebliche Nackensteifigkeit oder man schmeißt sich gleich auf den Rücken. Sollte man mit seinen Zähnen mal den Nachbarn ärgern, gibt es ne klatschende Watschen und großes Rumgepaule.  Die Kerle sind echt niedlich! Wir können uns kaum loseisen.

 

Innerhalb der nächsten zwei Tage verholen wir uns bei typischem Regen-Nebel-Kalt Wetter bis in den Magdalenenfjord: einem der Haupttouristenattraktionen der Westküste wegen ein paar Walfängergräber. Wir sind recht unbeeindruckt. Ein paar größere Eisblöcke plätschern im Bereich des Ankerplatzes, aber alles nicht von Bedeutung.

 

Am nächsten Tag dann nach Virgohamna, dem Abflugplatz diverser Zeppelin-, Heißluftballon- und anderer Nordpoleroberungsexpeditionen unter anderem von Amundsen. Sehr restriktiv geschützt: wir brauchen eine Sondergenehmigung für das Aufsuchen des Ankerplatzes und das Anladen mit unserer Crew, welche wir Monate vorher beantragt hatten. An Land müssen bestimmte Wege eingehalten werden, man darf absolut nix anfassen, verschieben, oder gar mitnehmen. Dementsprechend gespannt sind wir auf diesen bedeutsamen und geschichtsschwangeren Platz. Da wir inzwischen nördlicher der 79˚Breite sind funktioniert unser Plotter nicht mehr und wir koppeln brav mit der Hand (vom richtigen zum falschen Kurs mit dem falschen Vorzeichen… blabla, Mißweisung üppige sechs Grad… wo ist die Deviationstabelle und stimmt die auch? …was ist man verwöhnt durch die Technik) Wir schleichen uns vorsichtig durch die kitzlige Anfahrt und prompt unterläuft den vier Profis an Bord auch gleich nen Kapitalfehler: das GPS zeigt Dezimalstellen jenseits des Kommas… die Norweger arbeiten im Detailplan mit SEKUNDEN! Wir merken erst, daß wir Blödsinn steuern, als wir die Peillinie irgendwie nicht zu fassen kriegen: Again what learned. Nix passiert.

 

Und dann kommt das legendäre Virgohamna in Sicht. … wir gucken uns an: was issn das für´n Sch…? Hannes fasste es später treffend zusammen: der Platz schreit einem das ganze Scheitern und Versagen der hier gestarteten Vorhaben entgegen. Ideal für eine Kopfschußzeremonie!

 

Der Arsch der Welt: DAS IST ER! Wir finden es furchtbar. Hier wurde eigentlich nur gestorben: erfroren, verhungert, gefressen, ertrunken, an Skorbut verreckt. An Land die Überreste vom Zeppelinhanger von Herrn Nobile, diverser Hütten und Waltrankocher…  Holz auf einem Haufen, rostige Metallteile und Scherben von keramischen Rohrleitungen. Da es zu kalt für chemische Prozesse ist, rottet alles inklusive Metall extrem langsam: diese Expeditionen starteten Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts, alles also ziemlich genau hundert Jahre alt. Recht unbeeindruckt von den geschichtlichen Überresten traben wir zurück zum Dinghy und paddeln zu unserer blauen warmen GFK- Insel, welche mit einem ansprechenden Interieur und Unmengen Futter in ihrem Bauch aufwarten kann. Merle und ich beschließen etwas zu angeln und paddeln etwas weiter raus. Zehn Minuten später knackt die Funke und die Stimme meines Gatten macht uns darauf aufmerksam, dass am Strand ein Eisbär läuft, in 50m Entfernung vom Schiff. Heiliges Kanonenrohr: da sind wir gerade noch langgetapert! Schnell paddeln wir wieder ans Schiff und stehen mit geladener Waffe im Cockpit. Der Kumpel sieht gut aus: mittelgroß, entweder ein junges Männchen oder ein Weibchen, gut genährt und durchs Tele sehen wir eine verheilte Schramme auf der Nase. Er interessiert sich aber überhaupt nicht für uns sondern für ein paar Robben 200m weiter am Strand. Sein Angriff, den wir leider nicht sehen konnten, war jedoch erfolglos. Leider? Wir haben geteilte Sympathien. Wir haben tolle Fotos geschossen, aber mulmig ist uns schon und wir schlafen teilweise sehr schlecht.

A

Am nächsten Morgen plagen uns ausgewachsene Schwierigkeiten mit unserem Anker und wir haben am Schluss gelinde gesagt die Nase voll. Ab nach Süden im Dreckwetter. Die 80˚ haben wir nicht geknackt, die Sektflasche am nördlichsten Punkt ist auch ungeöffnet geblieben. Wir sind nicht in Stimmung und wollen uns nur vor dem aufkommenden Schlechtwetter in den Magdalenenfjord verpieseln. Die gleiche Idee haben noch zwei andere Schiffe und gemeinsam nehmen wir in der geschütztesten Bucht weit und breit Deckung. Es ist absehbar, dass wir zwei Tage hierbleiben werden. Am selben Tag kommt auch die MS Bremen und wir dürfen, wie schon am Anfang berichtet, duschen.

 

Wohlriechend schlenkern wir die ganze Nacht am Anker und alle 10 Minuten ist einer oben und hält nach Eis Ausschau, welches in schiffsgroßen Brocken auf den Ankerplatz zutreibt. Wie wir schon vorher beobachtet haben ist Eis schnell und unberechenbar. Prompt steuert am nächsten Morgen ein Brocken von 10m Durchmesser auf uns zu und vertreibt uns schließlich von unserem Ankerplatz, um genau in unserem alten Schwoikreis zu stranden und sich festzusetzen. Die alte Sau! Wir müssen mit 15m Wassertiefe vorliebnehmen und ankern erneut. Der Tag vergeht mit schlafen, essen, und faulenzen. Die Nacht hindurch teilen wir Eiswachen ein, schade, dass unsere treue Anker App uns nicht auch vor den Kameraden warnen kann! Teilweise zerlegt sich der Brocken an unserem alten Ankerplatz und treibt in kleineren aber immer noch unangenehmen Stücken mit der wechselnden Tide wieder auf uns zurück. Miststück. Gegen zwei Uhr nachts sagt Kay die Eiswache ab, der Spuk ist vorbei und wir können schlafen. Unser Nachbar, ein Einhandsegler mit einer 62er HalbergRassy (!!), wird nachts von so einem Klopper gerammt und ist not amused, kann sich aber mit Motor und etwas Rumgekurve am Anker befreien und muß nicht den Platz räumen. Mit Erik kommen wir später noch ins Gespräch: eine illustre Persönlichkeit.

 

Wir haben Hüttenkoller und müssen uns bewegen. Merle hat noch eine Versprechung offen, die es einzulösen gilt: Sie hat angekündigt auf einer geeigneten Eisscholle im Bikini zu posieren. Tja Mädel, da haben wir doch schon eine ins Auge gefaßt. Inki, Gerd und ich paddeln unsere Kandidatin an den Eisklops und schubsen das Kind auf die glatte Oberfläche. Aber Merlemaus hält ihr Versprechen: ratz fatz ist sie raus aus den Klamotten, zieht sich noch dekorativ die Overknee-Gummistiefel an und schon steht sie mit fast nacktem Popo im kalten Wind, aber mit Mütze und Sonnenbrille. Wir lachen uns schlapp! Auf den umliegenden Booten werden die Ferngläser gezückt. Mission completed. Sorry, aber die Fotos sind urheberrechtlich geschützt :-) Weiter geht’s mit essen, schlafen, faulenzen.

 

Nächsten Tag dann nach NyAlesund: Regen, Nebel, kalt. … nix Neues. NyAlesund ist auch wahnsinnig geschichtsträchtig… ..wir sind wieder nicht beeindruckt. Dafür quatschen wir mit Erik, besagtem Einhandsegler mit der 62er HalbergRassy. Was für ein Koffer. Unsere Karre wirkt dagegen wie ein Dinghy. Erik wohnt eigentlich in Dubai und macht das hier als Kontrastprogamm. Konsequenter kann man das nicht beim Wort nehmen! Beruflich, meint er scherzhaft, sei er Drogendealer. Wir grinsen, sicher in der Annahme, daß die Wahrheit nicht weit entfernt ist. Aber Hut ab: mit so einer großen Karre alleine unterwegs.

 

Ansonsten bietet NyAlesund …. Duschen! Und einen Souvenir Shop mit „very basic supply“. Der basic supply entpuppt sich als etwas Zahnpasta, Rasierschaum und Duschgel, viele verschiedene Chipssorten, sehr vielen verschiedenen Tüten Haribo und einer überwältigenden Auswahl an alkoholischen Getränken. Was uns inzwischen an frischem Gemüse und Obst fehlt wird somit in flüssiger Form wieder aufgestockt.

 

Am nächsten Tag besichtigen wir bei sensationellem Sonnenschein den Kongsbreen, den Gletscher bei NyAlesund. Kay navigiert uns vorsichtig durch die Eisplocken bis ca 1km vor die Abbruchkante. Näher können wir nicht, denn erstens werden die Eisschollen zu dicht und zweitens ist dieses Gebiet auf keiner Karte verzeichnet geschweige vermessen, weil es der Gletscher erst in den letzten Jahren freigegeben hat. Es ist trotzdem atemberaubend. Eisschollen sind übrigens laut. So ein Brocken von 5m Durchmesser schmatzt und gluckst und knackt in normaler Gesprächslautstärke. Wir schalten den Motor aus uns lassen uns vor Sprayhood den Fjord wieder runtertreiben. Um uns rum die Eisbrocken in allen Formen, farblich meistens blau und blau-weiß, teilweise aber auch rot oder schmutzig braun von dem mitgeschleppten Gletscherdreck. Toll!

 

Am nächsten Tag starten wir bei schönem Wetter und besten Segelbedingungen aber gegen an Richtung Barentsburg. Es wird eine lange Kreuz und wir kommen erst am nächsten Morgen gegen sieben an. Es ist wieder Nebel-Regen-kalt… nix Neues. Totmüde und frostig knacken wir bis Mittag. Dann obligatorischer Touri-Rundgang durch die sowjetische Bergbausiedlung, Kay, Merle und mir ja schon bekannt, aber jetzt bei Sonnenschein. Wir schwitzen bei 5 Grad und laufen im T-Shirt rum. Das nennt man Akklimatisation. Wir können ins Museum und erstehen blödsinnigen Nippes im Souvenirshop 😊 Das Beste ist die Kneipe mit anliegender Brauerei. Das Bier, evtl. auch die Mehrzahl, um drei Uhr nachmittags haut uns aus den Socken. Wir kriechen an Bord und fallen ins Koma. Um zehn Uhr abends fangen wir wieder mal an zu kochen und es wird wieder halb zwei bis wir schlafen.

 

Heute dann nach Longyearbyen. Aufräumen und Wäsche waschen. Heute Abend trudeln schon die ersten neuen Crewmitglieder ein.